
Rezension zu „Notruf 112 – Die Feuerwehr Simulation“ von Crenetic
„Notruf 112 – Die Feuerwehr Simulation“ wurde von Crenetic entwickelt und ist eine der wenigen realitätsnahen Feuerwehr-Simulationen auf dem Markt. Das Spiel zielt darauf ab, die Arbeit der Berufsfeuerwehr so authentisch wie möglich abzubilden, mit detaillierten Fahrzeugen, Ausrüstungen und einer Vielzahl an Notfällen, die die Spieler lösen müssen. Veröffentlicht wurde das Spiel erstmals 2016 für den PC, und es hat seitdem ein gemischtes Echo in der Community hervorgerufen. In dieser ausführlichen Rezension gehe ich auf alle relevanten Aspekte des Spiels ein: von der Grafik über das Gameplay bis hin zur Technik und der Langzeitmotivation.
1. Gameplay
Das Herzstück jeder Simulation ist das Gameplay, und hier setzt „Notruf 112“ darauf, möglichst realistisch zu sein. Du übernimmst die Rolle eines Feuerwehrmanns in einer fiktiven deutschen Stadt und arbeitest in einer Berufsfeuerwehrwache. Die Einsätze sind vielfältig und reichen von Bränden, Verkehrsunfällen bis hin zu kleineren Rettungseinsätzen wie Tierrettungen oder technischen Hilfeleistungen.
Einsatzarten
Die Missionen sind breit gefächert. Zu den typischen Einsätzen gehören:
- Brände (Wohnungsbrände, Fahrzeugbrände, Industriebrände)
- Verkehrsunfälle (mit eingeklemmten Personen, ausgelaufenem Treibstoff)
- Technische Hilfeleistung (Bäume entfernen, Gefahrenstoffe bergen)
- Erste Hilfe und Rettung (Personen aus lebensbedrohlichen Situationen befreien)
Diese Vielfalt sorgt zunächst für eine interessante Abwechslung im Spielalltag. Die Spieler müssen im Einsatzfall schnell reagieren, Fahrzeuge richtig besetzen, Ausrüstung entnehmen und die Aufgaben in der richtigen Reihenfolge abarbeiten. Dies macht den Arbeitsalltag eines Feuerwehrmannes recht gut nachfühlbar.
Realismus
Das Spiel hat einen starken Fokus auf Realismus. Dies zeigt sich in den detaillierten Fahrzeugmodellen, die exakt den echten Feuerwehrfahrzeugen nachempfunden sind (z.B. Löschfahrzeug LF 20, Drehleiter DLK 23/12). Auch die Ausrüstung, wie Atemschutzgeräte, Rettungsscheren und Schläuche, wurde genau nachgebaut. Du kannst bei einem Einsatz etwa die Wasserversorgung sicherstellen, die Schläuche verlegen und den Brand unter Kontrolle bringen.
Jedoch leidet der Realismus an einigen Stellen: Die Steuerung der Fahrzeuge, vor allem der großen LKWs, fühlt sich oft sehr behäbig und klobig an. Auch das Verhalten der KI-Kollegen lässt zu wünschen übrig. Häufig agieren sie unlogisch oder stehen passiv herum, was den Spielfluss erheblich stört.
2. Steuerung und Benutzeroberfläche
Die Steuerung in „Notruf 112“ ist insgesamt als sperrig zu bezeichnen. Gerade die Fahrzeugsteuerung wirkt nicht intuitiv, was insbesondere in hektischen Situationen frustrierend sein kann. Das Laufen und Bedienen der Werkzeuge ist ebenfalls nicht immer reibungslos. Es gibt oft das Problem, dass man an Objekten hängen bleibt oder die Interaktionsoptionen ungenau sind.
Die Benutzeroberfläche ist schlicht, was nicht unbedingt schlecht ist, da sie den Fokus auf das Wesentliche – die Einsätze – lenkt. Es gibt keine überfrachteten Menüs, und alle wichtigen Funktionen sind über Schnellzugriffe oder mit wenigen Klicks erreichbar. Dennoch fehlt manchmal eine klarere Struktur bei den Anweisungen oder mehr Hilfestellungen für neue Spieler, was die Einarbeitung erschweren kann.
3. Grafik und Sound
Die Grafik von „Notruf 112“ liegt im Mittelfeld. Auf den ersten Blick wirken die Fahrzeuge und die Feuerwehrwache beeindruckend detailliert. Die Entwickler haben sichtlich viel Mühe darauf verwendet, die Ausrüstung und die Einsatzfahrzeuge optisch authentisch zu gestalten. Wenn man allerdings genauer hinschaut, fallen die teils veralteten Texturen und die etwas leeren Umgebungen auf. Während die Feuerwehrausrüstung und die Fahrzeuge sehr realistisch sind, wirkt die Stadt recht steril und leblos, was etwas die Immersion stört.
Die Animationen der Figuren sind steif, und gerade bei komplexeren Bewegungen wie dem Einsetzen von Leitern oder dem Löschen von Bränden sehen die Animationen oft unnatürlich aus. Das Feuer selbst sieht ordentlich aus, aber der Rauch und die physikalischen Effekte könnten realistischer gestaltet sein.
Sounddesign: Hier wurde viel Wert auf Authentizität gelegt. Die Sirenen, Funksprüche und Geräusche der Feuerwehrgeräte klingen echt und verstärken das Gefühl, mitten im Einsatzgeschehen zu stehen. Leider ist die Sprachausgabe, wo vorhanden, nicht immer gut abgemischt. Die Umgebungsgeräusche der Stadt sind recht eintönig, was etwas an Atmosphäre kostet.
4. Technik und Performance
Leider leidet „Notruf 112“ unter erheblichen technischen Problemen. Viele Spieler berichten von Bugs, Abstürzen und massiven Performance-Problemen, selbst auf leistungsstarken PCs. Vor allem die Bildrate bricht bei größeren Einsätzen oft dramatisch ein, was das Spielerlebnis erheblich trüben kann. Auch die KI ist oft ein Problem: Kollegen laufen ins Feuer, stehen im Weg oder ignorieren Befehle. Dies kann frustrierend sein, da man im Einsatz auf die Zusammenarbeit mit der KI angewiesen ist.
Die Entwickler haben zwar seit der Veröffentlichung immer wieder Patches herausgebracht, um die gröbsten Fehler zu beheben, dennoch bleibt das Spiel in technischer Hinsicht ein Sorgenkind. Gerade die instabile Performance und die vielen Bugs machen es schwer, das Spiel in seiner jetzigen Form uneingeschränkt zu empfehlen.
5. Langzeitmotivation
„Notruf 112“ bietet zwar eine große Auswahl an Einsätzen, aber die Frage nach der Langzeitmotivation ist eine andere. Aufgrund der repetitiven Natur der Einsätze stellt sich nach einiger Zeit ein gewisser Leerlauf ein. Es gibt keine richtige Karriereleiter oder tiefergehende Weiterentwicklungsmöglichkeiten für die Spielfigur. Das Spiel motiviert vor allem durch den Wunsch, die Einsätze so perfekt wie möglich abzuschließen. Ein Multiplayer-Modus wäre hier ein großes Plus gewesen, um gemeinsam mit anderen Spielern Feuerwehreinsätze zu meistern. Leider ist dieser nicht vorhanden.
6. Resümee
„Notruf 112 – Die Feuerwehr Simulation“ von Crenetic ist ein ambitioniertes Spiel, das versucht, die Arbeit der Feuerwehr realistisch darzustellen. In vielen Bereichen gelingt das gut, vor allem in Bezug auf die detaillierten Fahrzeuge und die authentischen Einsätze. Allerdings leidet das Spiel stark unter technischen Problemen und einer oft unausgereiften Steuerung. Wer ein Faible für Feuerwehr-Simulationen hat und über die technischen Mängel hinwegsehen kann, wird sicherlich einige spannende Stunden erleben. Für Gelegenheitsgamer oder Simulations-Neulinge könnte das Spiel jedoch frustrierend sein.
Pro:
- Hoher Grad an Realismus bei Fahrzeugen und Ausrüstung
- Vielfältige Einsätze und authentische Abläufe
- Gutes Sounddesign
Contra:
- Viele technische Probleme und Bugs
- Sperrige Steuerung
- Mangel an Langzeitmotivation und fehlender Multiplayer
Insgesamt verdient das Spiel eine Wertung von 6/10, da es zwar Potenzial hat, aber durch seine technischen Schwächen und das oft ungeschliffene Gameplay ausgebremst wird.